Heinrich Graf von Brühl

Die Lebensgeschichte des Grafen Heinrich von Brühl ist voller Stoff für die große Leinwand. Sein Aufstieg vom Pagen zum mächtigsten Menschen im damals verbundenen Kurfürstentum Sachsen und Königreich Polen wird begleitet von einem Machtpoker in europäischen Allianzen, allerlei Eskapaden und letztendlich Krieg und Absturz.

Aufstieg einer Machtfigur

historische Darstellung des Grafen von Brühl in roter Jacke
Heinrich Graf von Brühl, Rechte: Leihgabe Friedrich-L. von Brühl

Im Jahr 1700 im thüringischen Dörfchen Gangloffsömmern in den Uradel des Herrenhauses von Brühl hineingeboren, entwickelt Heinrich als jüngster von vier Söhnen schon früh eine enorme Zielstrebigkeit. Bereits mit acht Jahren wird er Page beim Herzog von Sachsen-Weißenfels und wechselt 1719 als Silberpage an den Hof Augusts des Starken nach Dresden. Hier beginnt sein unaufhaltsamer Aufstieg. Er wird Kammerjunker, Obersteuereinnehmer, Geheimer Rat und Kammerpräsident. August der Starke überhäuft Brühl geradezu mit Ämtern und Aufgaben und beansprucht seine Dienste zum Teil rund um die Uhr.

Der Tod Augusts des Starken und die Thronfolge durch dessen willensschwachen Sohn August II öffnen für Heinrich von Brühl dann gänzlich die Tür zur Macht. Er wird zum eigentlichen Lenker des Kurfürstentums, mit dem auch die polnische Krone verbunden ist. Als er 1746 zum Premierminister ernannt wird, zählt er bereits zu den vermögendsten Sachsen seiner Zeit.

Ab 1740 erwirbt er die Herrschaft Pförten und die Stadt Forst – es ist eines der größten Besitztümer im Kurfürstentum und liegt strategisch günstig auf dem Weg des Kurfürstensitzes Dresden zum polnischen Königssitz Warschau. Pförten wird zum neuen Brühlschen Herrschaftssitz und zur königlichen Residenz bei Besuchen des Königs und Kurfürsten.

Heinrich von Brühl häuft binnen weniger Jahre ein riesiges Privatvermögen an. Seine finanziellen Möglichkeiten und Ämteranhäufungen sind legendär. Er baut Paläste und legt prunkvolle Parks und Lustgärten an – in dieser Zeit entstehen auch das Brühlsche Palais sowie der Brühlsche Garten in Dresden.

Er baut Kunstsammlungen auf – in Pförten serviert er bei königlichen Besuchen auf dem aus 2.200 Einzelteilen bestehenden, weltberühmten Schwanenservice aus Meißner Porzellan. Zarin Katharina II. erwirbt später über 600 flämische, holländische und französische Gemälde aus der Brühlschen Sammlung, als einen der Grundstöcke für die mittel- und westeuropäische Kunst in der Eremitage in Sankt Petersburg.

Als erfolgreicher Diplomat organisiert Brühl europäische Partnerschaften neu und macht die Erzfeinde Frankreich und Österreich zu Bündnispartnern.

Brühls & Sachsens Niedergang

Preußenkönig Friedrich II. lebt sehr offen seinen „glühenden Hass“ auf Brühl aus, der mit der Neuorganisation der Bündnisse seine politischen Pläne durchkreuzt hatte. Parallel führt Brühls Finanzpolitik zu Herausforderungen im Kurfürstentum. Als Preußen in Sachsen einfällt und im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 siegt, ist Sachsens Armee bereits dezimiert und der Hof in finanziellen Nöten.

Von der Niederlage erholt sich weder August der II. noch Heinrich von Brühl – beide sterben 1763 binnen drei Wochen.

Es ist wohl dieser Niederlage und den Diffamierungen des preußischen Herrschers zuzuschreiben, dass Heinrich von Brühl trotz seiner maßgeblichen Bedeutung in seiner Zeit wenig Raum in der europäischen Geschichtsschreibung erhielt.